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Die Minoische Kultur Kretas 1

Dieser Artikel befasst sich mit der ersten Hochkultur Europas, der Minoischen Kultur Kretas. In diesem Artikel werde ich vor allem auf allgemeine Kennzeichen dieser Kultur eingehen, sowie die zeitliche Einteilung mit ihren Charakteristika herausarbeiten. Im Zweiten Artikel zu diesem Thema wird es dann um Aspekte wie Herrschaft, Bevölkerung, Religion und Handwerk der Minoer gehen.

Allgemeines

Quelle: Kwbolte (talk)Map_Minoan_Crete-en.svg; Bibi Saint-Pol – Map_Minoan_Crete-en.svg, CC BY-SA 3.0,

Hierbei handelt es sich um die erste Hochkultur Europas, welche im 3. Jahrtausend vor Christus auf der Mittelmeerinsel Kreta entstand und sich im Laufe der Zeit auf den ganzen Ägäisraum ausbreitete. Zeitlich lässt sie sich in die Bronzezeit einordnen, wobei die Minoische Kultur generell in drei Phasen unterteilt werden kann: die Früh-, Mittel- und Spätminoische Zeit, worauf ich aber im weiteren Verlauf genauer eingehen werde. Namensgeber dieser Kultur ist der mythische König Minos, Sohn des Zeus, welcher der Sage nach im 15. Jahrhundert vor Christus auf Kreta regierte. Der Begriff “minoisch” entstand allerdings erst Ende des 19. Jahrhunderts nach Christus, ist also keine Bezeichnung dieser Kultur für sich selbst.

Ein entscheidender Faktor für die Entstehung einer Hochkultur auf Kreta war die geographische Lage: von dort aus konnte man relativ schnell sowohl das Europäische Festland (auch Italien), Asien (Levanteküste), als auch Afrika erreichen. Darüber hinaus hatte Kreta als Standort viele Vorzüge. Durch das Meer waren die Bewohner gut geschützt, es gab fruchtbare Flächen für Ackerbau, sowie Berge, an denen sich Wolken abregnen konnten. Eine Besonderheit der Minoischen Kultur: während der Palastzeit (ca. von 1900-1450 v. Chr) gab es fast keine Verteidigungsmauern. Diese waren aber nach heutiger Ansicht auch nicht nötig, da die Vorherrschaft zur See direkte Angriffe von Feinden auf die Insel quasi unmöglich machte.

Zeitliche Phasen & ihre Kennzeichen

Wie bereits kurz angesprochen, lässt sich die Zeit, in der die Minoische Kultur bestand, in drei größere Phasen einteilen. Es gibt auch weitere, kleinere Unterteilungen in der jede Phase noch dreimal unterteilt wird und dann diese Teile noch einmal in drei Teile aufgeteilt werden, doch das ist für diesen Rahmen nicht von Bedeutung.

Frühminoische Zeit (ca. 2600-1900 v. Chr)

Es gab zwar bereits seit der Altsteinzeit (Paläolithikum) erste Siedlungsspuren auf Kreta, welche sich bis in die Jungsteinzeit (Neolithikum) hinziehen, doch erst einige Jahrtausende nach der “Sesshaftwerdung” des Menschen, also der neolithischen Revolution, setzte ab circa 3.000 vor Christus ein deutlicher Bevölkerungsanstieg ein. Damit einher ging aufgrund der begrenzten Größe Kretas zwangsläufig auch eine Verdichtung der Besiedlung. Diese Phase der Minoischen Kultur wird auch Vorpalastzeit genannt. Kennzeichen dieser Zeit waren unter anderem die Nutzung von Tieren zu mehreren Zwecken. Das heißt, dass beispielsweise Schafe nicht nur als Fleischlieferant betrachtet wurden, sondern auch als Woll- und Milchlieferant.

Die Siedlungen zu dieser Zeit waren noch recht klein, es lebten bis zu 50 Personen in einer solchen Siedlungsgemeinschaft. Dabei waren die Häuser so aneinander gebaut, dass eine zur Verteidigung bestimmte, geschlossene Häuserfront entstand. Darüber hinaus lassen Funde den Rückschluss auf einen Anstieg des Oliven- und Weinanbaus zu. Auch die für diese Kultur so berühmte Keramik entwickelt sich während dieser Phase weiter, neue und filigranere Formen tauchen auf. Handelsbeziehungen dieser Zeit bestanden hauptsächlich mit den Kykladen-Inseln, aber auch mit Ägypten, und Zypern.

Mittelminoische Zeit (ca. 1900-1600 v. Chr)

Rekonstruktion des Palastes von Knossos

Diese Phase der Minoischen Kultur ist wiederum weitestgehend identisch mit der sogenannten Altpalastzeit (1900 bis ca. 1700 v. Chr). In dieser Phase entstanden die ersten Paläste in Knossos, Malia, Phaistos und Petras. Charakteristisch für diese Paläste: der oft mehrstöckige Gebäudekomplex wurde um einen rechteckigen Innenhof herum gebaut. Diese Bauform übernahmen später beispielsweise die Römer für ihre Villen. Während dieser Phase wurden auch die Handelsbeziehungen weiter ausgebaut, und Kreta avancierte zum Handelszentrum zwischen drei Kontinenten: Europa, Asien und Afrika.

Im 17. Jahrhundert vor Christus kam es dann zu einer Erdbebenserie im gesamten Ägäisraum, wodurch auch auf Kreta ein Großteil der Gebäude weitgehend zerstört wurde. Die Ursache hierfür findet sich in der Plattentektonik, denn im Ägäisraum treffen mehrere Platten aufeinander. Da auch die Paläste zerstört waren, endete mit diesen Ereignissen die Ältere Palastzeit.

Spätminoische Zeit (ca. 1600-1450 v. Chr)

Nach den verheerenden Erdbeben wurden die Paläste relativ schnell wieder aufgebaut und teilweise, wie in Knossos, erweitert. Die handwerklichen Fertigkeiten erreichten zu dieser Zeit ihren Höhepunkt und standen denen der späteren Griechen und Römern in nichts nach. Rund um die neu errichteten Paläste weiteten sich gut strukturierte Städte aus, und die Wirtschaft florierte weiter. Neben den Palästen entstehen auch zahlreiche Villen, Sitze des Adels, welche oft ebenso reich geschmückt und ausgestattet sind.

Im 15. Jahrhundert vor Christus (der genaue Zeitpunkt lässt sich nicht bestimmen) ereignete sich jedoch eine Katastrophe. Auf der in den Kykladen gelegenen Insel Thera (heute Santorin) bricht ein Vulkan aus, mit enormen Folgen für die Insel Kreta und deren Bewohner. Durch das dabei entstehende Erdbeben und den folgenden Tsunami, der sogenannten Minoischen Eruption, werden zahlreiche Gebäude vollkommen zerstört. Bis in die 1960er Jahre herrschte die Meinung vor, dieser Vulkanausbruch mit all seinen Folgen hätte den Untergang der Minoer herbeigeführt, was jedoch heute aufgrund zahlreicher neuer archäologischer Funde sehr umstritten, beziehungsweise fast widerlegt ist.

Für die Zeit ab der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts vor Christus fanden Archäologen jedoch überall auf der Insel Anzeichen für Brände und Zerstörungen. Hierbei handelt es sich vermutlich um Überfälle der Mykener, welche vom griechischen Festland kamen. Diese Überfälle waren aber erst möglich, weil durch die Minoische Eruption die Vorherrschaft der Minoer zur See verloren gegangen war (die Flotte wurde zerstört) und die Minoer es vermutlich nicht als notwendig erachtet haben, erneut eine so große Flotte zu errichten. Nach und nach übernahmen die Mykener die Herrschaft über die Insel Kreta, was sich an verschiedenen mykenischen Bauten aus dieser Zeit nachweisen lässt.

Untergang der Minoischen Kultur

Die letztendlichen Gründe für den Untergang der Minoischen Kultur sind heute immer noch nicht nachgewiesen und umstritten. Auch wenn der Vulkanausbruch auf der Insel Thera nicht den Untergang dieser Kultur bedeutete, hatte diese Katastrophe doch massive Auswirkungen. Denn neben der Verwüstung Kretas durch den Tsunami und das Erdbeben, war auch der Verlust des Handelsstützpunktes auf Thera von entscheidender Bedeutung. In Thera war nämlich der einzige Hafen, der von Kreta aus innerhalb einer Tagesreise erreicht werden konnte, also eine Art “Tor” zum griechischen Festland. Durch diesen Verlust ging ein wichtiger Handelsweg Kretas verloren.

Die späteren Überfälle der Mykener taten wohl ihr übriges. Trotzdem ist immer noch nicht vollständig geklärt, warum diese Überfälle möglich waren, denn nach heutiger Ansicht hat sich die Gesellschaft Kretas nach der Minoischen Eruption wieder erholt und Wirtschaft und Handel florierten. Vielleicht liefern archäologische Funde der Zukunft neue Aspekte, die den Untergang dieser so hoch entwickelten Kultur erklärbar machen.

Wie am Anfang bereits erwähnt, wird sich der zweite Artikel zu diesem Thema mit weiteren Aspekten der Minoischen Kultur, wie Herrschaft, Religion, Bevölkerung und Handwerk, befassen und dabei genauer auf das Leben der Minoer eingehen.

 

⇒ Passende Literatur zu diesem Thema: Kreta. Die Insel der Mythen im Spiegel antiker Zeugnisse *


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