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Das Heilige Römische Reich: Von Karl bis Otto dem Großen

Wie auch schon der letzte Beitrag zum Thema Bukaniere - Freibeuter im Dienst der Britischen Krone ist auch dieser Beitrag ein YouTube-Video, welches ich hier durch ein Handout darstellen möchte. In diesem Beitrag geht es um das Heilige Römische Reich, und zwar wird die Zeitspanne zwischen Karl dem Großen und Otto dem Großen betrachtet. Also unbedingt anschauen, es lohnt sich!

Hier das Video:

https://www.youtube.com/watch?v=Y_HgGOAvrmY

(Auch hier funktioniert der Player aus unerfindlichen Gründen nicht --> deshalb einfach draufklicken )

 

Grundsätzliches

  • Man spricht vom Heiligen Römischen Reich (Sacrum Imperium Romanum) eigentlich erst ab dem 12. Jh., und führt seien Beginn auf die Ottonen, vor Allem auf Otto den Großen zurück.
  • Die Wurzeln bildete das Frankenreich, dass unter Karl dem Großen seine größte Ausdehnung hatte
  • Der Namenspräfix „Heiliges“ war auch in der Zeit des sog. Sakralkönigtums gar nicht notwendig, da sich die Könige sowieso als von Gottes Gnaden legitimiert sahen. In Folge des Investiturstreits und des Wormser Konkordats von 1122 wurde aber dem Königtum diese sakrale Aura genommen; als neue Legitimation wurde der Zusatz HEILIGES Römisches Reich eingeführt
  • Der Zusatz „Deutscher Nation“ wurde erst ab dem ausgehenden Mittelalter, also ab dem späten 15. Jh., verwendet

 

 

 Karl Martell und Pippin der Jüngere

  • Karl Martell (690-741): Hausmeier (Verwalter, der Maßgeblich Einfluss auf die Politik ausübt) der Merowingerkönige im Frankenreich und Großvater von Karl dem Großen
  • Karl Martell übernahm immer mehr Ämter im Reich der Merowinger und konnte in einem schleichenden Prozess faktisch die ganze Macht in seiner Person bündeln
  • Sein Sohn, Pippin der Jüngere setzte als letzter im Jahr 743 noch einmal einen Merowingerkönig ein, welchen er aber 8 Jahre später wieder absetzte
  • Mit Legitimation der Kirche ließ Pippin sich 751 zum König der Franken krönen und begründete damit die Dynastie der Karolinger auf dem Thron der Franken
  • Wann genau der Machtübergang von den Merowingern auf die Karolinger stattfand, ist in der Forschung (nicht zuletzt aufgrund der spärlichen Quellenlage aus dieser Zeit) sehr umstritten, der Übergang wird meist aber ab der Schlacht bei Tertry (687) angesetzt

 

Karl der Große

 

  • Frankenreich unter Karl dem Großen die Größte Ausdehnung. Er gliedert z.B. Stammesherzogtum Bayern der Agilolfinger ins Reich ein, unterwirft die Sachsen und christianisiert sie, erobert das Langobardenreich
  • Weihnachten 800: Krönung zum Kaiser durch den Papst: Begründet die Fortführung der Kaiserwürde des Röm. Reichs (alle anderen deutschen Kaiser später werden sich auf ihn berufen als Identifikationsfigur, vor Allem für Frankreich und die deutschen Gebiete
  • „Translatio Imperii“: Politische Theorie der 4-Reiche-Lehre, an die die Menschen im Mittelalter glaubten à Nach dieser Theorie wird das Römische Reich durch Karl den Großen fortgesetzt, ist damit also nie untergegangen (denn sonst würde der Tag des Jüngsten Gerichts kommen)

 

Reformen Karls des Großen (Karolingische Bildungsreform)

  • Neben zahlreichen militärischen Konflikten, war er auch ein großer Reformer der Kultur, Kirche und Wissenschaft
  • Erklärung (Admonitio Generalis) im Jahr 789: Auftrag für Bischöfe und andere Kleriker, Schulen aufzubauen
  • Setzte sich für eine vereinheitlichte Version der Bibel ein, die im gesamten Reich seine Gültigkeit haben soll
  • Sprach- und Schriftreformen: Entwicklung der später so genannten „Karolingischen Minuskel“, welche ebenfalls reichsweit eingesetzt werden sollte und erstens für jeden leicht zu lesen sein sollte und zweitens überall verbindlich in ihrer Rechtschreibung gültig war
  • Münzreform: Versuch der Zusammenführung verschiedener gültiger Währungen in eine

⇒ Zweck: das Reich leichter regierbar machen und (zumindest ein wenig) zu zentralisieren

 

Das Vermächtnis Karls des Großen

  • Karl hinterlässt ein Reich enormer Ausdehnung
  • Sein Sohn Ludwig der Fromme wird von Karl bereits zu Lebzeiten als Mitkaiser eingesetzt (Vorgehen nach byzantinischer Methode)
  • Ludwig wird selbst zum Kaiser (813-840), kann aber weder Karls Reformpolitik erfolgreich weiterführen, noch das Frankenreich vor dem Zerfall schützen

 

Vertrag von Verdun (843) – Fränkische Reichsteilung

  • Ludwigs Söhne teilen im Jahr 843 das instabil gewordene Frankenreich unter sich auf:
  • Karl („der Kahle“) erhielt das Westfrankenreich, aus dem das spätere Frankreich hervorgehen sollte
  • Lothar erhielt das Mittelreich , sowie die Kaiserwürde, die vom Vater auf ihn übertragen wurde, da er der älteste Sohn war
  • Ludwig („der Deutsche“) erhielt das Ostfrankenreich , aus dem dann das Heilige Römische Reich hervorgehen sollte, das sog. „Regnum Francorum Orientalum“
  • Strenggenommen nicht als Reichsteilung zu sehen, eher als Herrschaftsteilung. DENNOCH: Es kam nie mehr zu einer Vereinigung aller Reichsteile
  • Das Mittelreich Lothars wurde bereits nach dessen Tod im Jahr 855 erneut aufgeteilt: Einige Gebiete zersplitterten weiter, andere Teile kamen an das Westfrankenreich, andere an das Ostfrankenreich
  • Für uns ist nun die weitere Geschichte des Ostfrankenreichs interessant, da dies ja den Vorläufer des Hl. Röm. Reichs darstellt

 

Das Ostfrankenreich unter den Karolingern

  • Ludwig („Der Deutsche“) teilte das Reich wiederum unter seinen Söhnen auf, welche er bereits zu Lebzeiten als Mitkönige in den Gebieten der ehemaligen Stammesherzogtümer einsetzte. Dies förderte erneut das von Karl dem Großen (Großvater Ludwigs des Deutschen) eigentlich aufgelöste Zersplittern des Reichs. Streitigkeiten zwischen den Brüdern und Bruderkriege in den nachfolgenden Generationen zersplitterten das Ostfrankenreich weiter
  • Die drei Stammesherzogtümer Sachsen, Bayern und Franken bildeten sich erneut heraus und waren die drei stärksten und mächtigsten Kräfte innerhalb des Reiches
  • Innere Konflikte im Reich erleichterten umliegenden Völkern den Angriff auf Gebiete des Reiches. Vor allem von Ungarn aus steigerten sich die Übergriffe verschiedener Slawenstämme; aber auch von Norden her kam es gehäuft zu Angriffen und Einfällen durch die Normannen
  • Lokale Fürsten nutzten die Schwäche des Karolingischen Königshauses, um sich durch die Verteidigung des Landes selbst zu profilieren und an Macht zu gewinnen

 

Unter den Luidolfingern

  • Beim Tod des letzten Karolingerkönigs Ludwig das Kind im Jahr 911 entschlossen sich die Reichsfürsten, Konrad aus dem Geschlecht der fränkischen Luidolfinger (ab Otto dem Großen Ottonen) zu ihrem neuen König zu wählen. Die Herrschaft der Karolinger im Ostfrankenreich war hiermit zu Ende.
  • Konrad I. konnte sich trotz seiner Unterstützung von Seiten der Kirche nicht dauerhaft gegen andere Herzöge durchsetzen. Auch er blieb in entscheidenden Momenten untätig
  • Kurz vor seinem Tod im Jahr 918 ernannte er Heinrich von Sachsen zum Nachfolger, welcher sich auch als König Heinrich I. durchsetzen konnte
  • Heinrich I. verfolgte eine behutsamere Innenpolitik und konnte so die Stammesherzöge und weitere Herrscher des Ostfränkischen Reichs hinter sich vereinigen
  • Konnte bedeutende Siege gegen die Slawen und Normannen erringen und so die Reichseinheit wieder stärken
  • Baute schon zu Lebzeiten seinen Sohn Otto, der später als Otto der Große in die Geschichte eingehen wird, zum Nachfolger auf
  • Als Heinrich I. im Jahr 936 stirbt, hinterlässt er Otto ein (einigermaßen) geeintes und stabiles Reich

 

Otto der Große

  • Ab 936: König des Ostfrankenreichs
  • Konnte die Unteilbarkeit des Königtums, sowie die Vereinigung der wichtigsten Ämter in der Person des Königs/Kaisers durchsetzen
  • Setzte maßgeblich die Primogenitur durch, d.h., dass das Erbe an den ältesten Sohn fällt & verhindert eine weitere Zersplitterung
  • Gezielte Heiratspolitik, um andere Reichsfürsten mit seiner Dynastie zu verbinden und sie an sich zu binden
  • Otto I. entwickelte das sog. Ottonisch-Salische Reichskirchensystem, welches es ihm erlaubte, selbst Bischöfe einzusetzen und diese mit weltlicher Macht auszustatten. Der Vorteil: Bischöfe durften keine Kinder haben, deshalb fiel deren Besitz nach deren Tod wieder an den Herrscher zurück, und er konnte erneut einen loyalen Kleriker einsetzen, der ihn unterstützte. Dies war bis zum bereits genannten Investiturstreit und dem Wormser Konkordat gängige Praxis
  • Natürlich auch militärische Erfolge:
  • die Schlacht auf dem Lechfeld 955 (bei Augsburg) gegen die Ungarn, welchen er eine vernichtende Niederlage beifügte
  • Sieg wurde vor allem – so wurde es damals verbreitet – durch die Heilige Lanze, welche einen Splitter aus dem Kreuze Jesu enthält, gefördert. Sie wurde von Otto in die Schlacht geführt und ist die älteste der sog. Reichskleinodien (Herrscherzeichen wie Krone, Schwert, Reichsapfel, Krönungsmantel…)
  • Insgesamt 3 Italienfeldzüge, bei welchen er große Teile Italiens unterwarf und in das Reich eingliederte
  • ⇒ vor Allem der Sieg gegen die Ungarn verlieh ihm einen gewissen Nimbus, der durch die Jahrhunderte bis in die Gegenwart weiterhallte und zu Lebzeiten seine Widersacher und Kontrahenten im Reich verstummen ließ
  • Im Jahr 962 war er dann auf dem Höhepunkt seiner Macht angekommen: In Rom wurde er von Papst Johannes XII. zum Kaiser gekrönt. Er stellte sich damit in eine Linie mit Karl dem Großen und war Vorbild für alle weiteren römisch-deutschen Kaiser des Mittelalters.  Seitdem spricht man auch von den Ottonen, nicht mehr von den Luidolfingern

 

 

Wie es nun mit Otto dem Großen und dem Ostfränkischen Reich auf dem Weg zum Heiligen Römischen Reich weiterging, das sehen wir im nächsten Video


Literaturverzeichnis:

1. Johannes FRIED, Das Mittelalter, München 2008.

2. Gert MELVILLE, Martial STAUB, Hg., Enzyklopädie des Mittelalters, Darmstadt 2013.

3. Christina ANTENHOFER, Geschichte Italiens im Mittelalter, Vorlesung der Paris-Lodron-Universität Salzburg, Fachbereich Geschichte im Sommersemester 2019.

4. Michael BRAUER, Grundlagen der Mittelalterlichen Geschichte, Vorlesung der Paris-Lodron-Universität Salzburg, Fachbereich Geschichte im Wintersemester 2018/2019.

5. Ernst DÜMMLER, Geschichte des Ostfränkischen Reichs. Ludwig der Deutsche vom Koblenzer Frieden bis zu seinem Tode, Darmstadt 1960.

6. Raphael ZEHNDNER, Wie Karl der Große als visionärer Herrscher Europa formte, in: Süddeutscher Rundfunk, online Zugriff via: https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/wie-karl-der-grosse-als-visionaerer-herrscher-europa-formte (19.05.2020).

7. Markus ZARTNER, Der Investiturstreit, in: Mein Geschichtsblog, online Zugriff via: https://geschichtsblog-student.de/wordpress/der-investuturstreit/ (19.05.2020)

 

Abbildungsverzeichnis:

Abbildung 1: Gemeinfrei, online unter: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/19/Albrecht_Altdorfer_044.jpg (19.05.2020)

Abbildung 2: Gemeinfrei, online unter: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/e4/Charles_Martel_divise_le_royaume_entre_P%C3%A9pin_et_Carloman.jpg (19.05.2020)

Abbildung 3: Gemeinfrei, online unter: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/64/PippinImperialChronicleCorpusChristiCollegeMS373Fol14.jpg (19.05.2020)

Abbildung 4: Gemeinfrei, online unter: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Karl_der_Grosse_-_Pippin_von_Italien.jpg (19.05.2020)

Abbildung 5: Gemeinfrei, online unter: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/70/Caroline_2.jpg (19.05.2020)

Abbildung 6: Gemeinfrei, online unter: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/fb/Charlemagne_denier_Mayence_812_814.jpg (19.05.2020)

Abbildung 7: Gemeinfrei, online unter: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/1a/Ludwik_I_Pobo%C5%BCny.jpg (19.05.2020)

Abbildung 8: CC BY-SA 4.0, Furfur, online unter: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Vertrag_von_Verdun.svg (19.05.2020)

Abbildung 9: Gemeinfrei, online unter: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c5/Psalter_Ludwigs_des_Deutschen_-_f120r.jpg (19.05.2020)

Abbildung 10: CC BY-SA 4.0, Jirka.h23, online unter: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/6e/Slavic_tribes_in_the_7th_to_9th_century.jpg (19.05.2020)

Abbildung 11: Gemeinfrei, online unter: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/9a/KonradSiegel.jpg (19.05.2020)

Abbildung 12: Gemeinfrei, online unter: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/08/Heinrich_I._k%C3%A4mpft_gegen_die_Ungarn.jpg (19.05.2020)

Abbildung 13: Gemeinfrei, online unter: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/11/Otto_I_Manuscriptum_Mediolanense_c_1200.jpg (19.05.2020)

Abbildung 14: Gemeinfrei, online unter: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/b8/Lechfeldschlacht_in_der_S%C3%A4chsischen_Weltchronik_002.jpg (19.05.2020)

Abbildung 15: CC BY-SA 3.0, René Hanke, online unter: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/ef/Heilige_Lanze_02.JPG (19.05.2020)

Abbildung 16: Gemeinfrei, online unter: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/ed/Otto_I_begegnet_Papst_Johannes_XII.jpg (19.05.2020)

 

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