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Der Rupertiwinkel – Allgemeines & Antike

Im folgenden Beitrag behandle ich die Geschichte des Rupertiwinkels. Diese Region im Südosten Bayerns ist für mich von ganz besonderer Bedeutung, da ich dort aufgewachsen bin. Auch wenn es den Begriff “Rupertiwinkel” als Gebietsbezeichnung erst seit 1889 gibt, war das Gebiet natürlich schon lange vorher besiedelt. Dieser Beitrag umfasst also den Zeitraum von der Besiedlung dieser Region bis zum Ende der Antike.

Der zweite Beitrag zu diesem Thema wird sich dann mit dem Rupertiwinkel im Mittelalter bis hin zum 20. Jahrhundert befassen.

Grundsätzliches

Heute bezeichnet das Gebiet des Rupertiwinkels eine kulturlandschaftliche Region im Südosten Bayerns und beinhaltet Gemeinden aus dem Berchtesgadener Land, Traunstein und Altötting. Die nördliche Grenze bildet Tyrlaching (AÖ) und die südliche Grenze bildet Piding (BGL). Im Osten verläuft die Grenze entlang der Landesgrenze zu Österreich, und im Westen verläuft sie über Waging, Palling und Trostberg.

Hauptmerkmal des heutigen Rupertiwinkels ist die soziokulturelle Abgrenzung zu den Nachbarregionen, was vor allem durch seine Jahrhunderte lange Zugehörigkeit zu Salzburg bedingt ist. Besondere Unterschiede zu den bayrischen Nachbarregionen gibt es beispielsweise in der Tradition des “Aperschnalzens“, welches man außerhalb des Rupertiwinkels nur in Salzburg finden kann. Auch die ländliche Bauweise des “Salzburger Flachgauhofes” ist ein Überrest der Zugehörigkeit zu Salzburg.

Seinen Namen hat der Rupertiwinkel vom Heiligen Rupertus, dem ersten Bischof Salzburgs (690-710 n. Chr). Die erste dokumentierte Bezeichnung “Rupertus-Winkel” für dieses Gebiet findet sich im Laufener Wochenblatt aus dem Jahr 1898. Zur Zeit der Zugehörigkeit zu Salzburg wurde die Region als sogenannte “Außergebirg-Besitzung” bezeichnet, welches für alle Besitzungen Salzburgs im Gebiet des heutigen Bayerns galt.

 

Frühe Besiedlung

Die ersten Siedlungsspuren in dieser Region gehen bis in das dritte vorchristliche Jahrtausend zurück. Am Högl (Gemeinde Ainring) fand man beispielsweise Reste einer jungsteinzeitlichen Siedlung, die sich auf den Zeitraum 2.500-2.000 v. Chr datieren konnte. Weitere Funde in der Region konnten auf die Bronzezeit (2.200-800 v. Chr) datiert werden. Stärker besiedelt wurde der Rupertiwinkel dann während der Hallstattzeit (ca. 800-450 v. Chr) vor allem durch illyrische und keltische Stämme.

–> Tipp: bei tiefergehenderem Interesse für archäologische Funde in Bayern einfach dem Link auf die Seite des Bayrischen Landesamts für Denkmalpflege folgen, dort gibt es eine interaktive Karte mit allen ausgewiesenen Bodendenkmälern in Bayern.

 

Das Norikum

Das Gebiet des heutigen Rupertiwinkels war in der Antike Teil des keltischen Königreichs Norikum. Dieses existierte von 200-15 v. Chr als unabhängiges Reich, später bis zum Zusammenbruch des Imperium Romanum als eine römische Provinz.

Quelle: http://www.norikum.eu/norikum.htm (14.11.2018)

Zur Zeit seiner größten Ausdehnung (als unabhängiges Königreich) umfasste das Norikum die Gebiete Südostbayern, Salzburg, Oberösterreich, Niederösterreich, Kärnten, Steiermark, Süd-Tschechien, West-Slowakei, Nord-Ungarn und den Großteil Sloweniens. Entscheidend für die Gründung des Norikums war die Einwanderung keltischer Stämme ab dem 3. Jahrhundert v. Chr, welche sich mit der dort lebenden, von den Illyrern dominierten Bevölkerung vermischten. Die reichen Salzvorkommen (zum Beispiel in Hallein) waren nach heutiger Ansicht ein Hauptgrund für die zunehmende Besiedlung dieses Gebiets zu dieser Zeit. Um circa 200 v. Chr schlossen sich dann 13 keltisch/illyrische Stämme zum Königreich Norikum zusammen. Dieses, von den Römern als “Regnum Noricum” bezeichnete Königreich war gleichzeitig auch das erste politische Gebilde (man spricht dabei in der Geschichtswissenschaft von einem “Staat” auf dem Gebiet des heutigen Österreichs.

Holztreppe eines Salzstollens in Hallstatt (Österreich) aus der Bronzezeit

Bereits kurze Zeit nach der Gründung des Norikums (ca. 170 v. Chr) unterhielt das Königreich eine freundschaftliche Beziehung zu Rom. Sie unterhielten rege Handelsbeziehungen, wobei vor allem Schmiedearbeiten zu nennen sind, denn das Eisenerz im Norikum war von einer besseren Qualität als das im Gebiet des Römischen Reichs. Aber auch Salz war ein wichtiges Handelsgut des Norikums. Im Jahr 15 v. Chr wurde das Regnum Noricum unter Kaiser Augustus Teil des Imperium Romanum, jedoch zunächst nur als tributpflichtiges Fürstentum. Endgültig zur römischen Provinz wurde es dann unter Kaiser Claudius (41-54 n. Chr) als “Provinciae Noricum”. Zu dieser Zeit umfasste das Norikum noch die Gebiete des heutigen Südostbayern, Salzburg, Oberösterreich, Niederösterreich, Kärnten, Steiermark und Teile Tirols.

Mit dem schleichenden Niedergang des Römischen Reichs (ab dem 4. Jahrhundert n. Chr) ging auch der Niedergang des Norikums einher. Bedingt durch den Mangel an Geld und der gleichzeitigen Zunahme an inneren Konflikten im Imperium Romanum war es auf lange Sicht nicht mehr möglich, weiter von Rom entfernte Gebiete unter Kontrolle zu halten. Des Weiteren verschuldete die einsetzende Völkerwanderung weitere kriegerische Auseinandersetzungen und Spannungen zwischen Rom und seinen Provinzen. Mit dem endgültigen Untergang des Weströmischen Reichs im Jahr 476 n. Chr hörte das Norikum zwar nicht auf zu existieren, verlor jedoch immer mehr an Bedeutung. Im Verlauf der Völkerwanderung wurden die Gebiete der ehemaligen Provinz Noricum von anderen Stämmen, wie den Baiuwaren, Awaren und Slawen besiedelt.

Das Gebiet des Rupertiwinkels beispielsweise wurde von den Baiuwaren bevölkert, aus welchem sich dann im Frühmittelalter ein Stammesherzogtum bildete. Hier gehts zum zweiten Beitrag über den Rupertiwinkel: “Der Rupertiwinkel – Mittelalter & Neuzeit“.


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